Naturkindergarten… was soll das denn sein?

„Im Regelkindergarten ist man meistens drinnen und geht auch mal raus. Bei uns ist es umgekehrt: Wir sind die meiste Zeit draußen und gehen auch mal rein – wenn es unbedingt sein muss ;-)“

(Ellen Schüttig)

In einem Natur- oder Waldkindergarten

sind die Kinder die meiste Zeit draußen im Freien – jeden Tag, bei jedem Wetter. Viele Waldkindergärten sind halbtags geöffnet und haben eine Betreuungszeit von 4-6 Stunden. Es gibt aber auch Angebote von Ganztagsbetreuung.

Ein Naturkindergarten verfügt über einen beheizbaren Schutzraum (z.B. einen Bauwagen oder etwas ähnliches), in dem man sich aufwärmen, essen oder bei längerem Regen spielen und basteln kann. Bei Ganztagsbetreuung gibt es einen weiteren Bauwagen o.ä., wo die Kinder schlafen können. In manchen Bundesländern ist es erforderlich, außerdem noch einen Ausweichraum vorzuweisen, den man bei Extremwetterlagen (z.B. Sturm, große Kälte) aufsuchen kann.

Die meisten Waldkindergärten bestehen aus einer Gruppe mit bis zu 20 Kindern und werden von zwei Fachkräften betreut. Oft ist noch eine dritte Betreuungsperson dabei. Das kann z.B. ein/e Praktikant/in sein, ein/e FSJ/FÖJ-ler/in oder Eltern, die sich abwechseln.

In Sachsen-Anhalt sehen die gesetzlichen Regelungen vor, dass max. 18 Kinder im Alter von 3 Jahren bis zum Schuleintritt in einer Gruppe betreut werden. Es müssen immer 2 Fachkräfte anwesend sein und die Betreuungszeit darf 4-6 Stunden/Tag betragen.

Entstanden ist die Idee der Waldkindergärten

in Dänemark, wo in den 1950er Jahren eine Mutter zunächst nur mit ihren eigenen Kindern in den nahe gelegenen Wald zum Spielen ging. Mit der Zeit gesellten sich noch Kinder aus der Nachbarschaft hinzu. Es entstand eine Elterninitiative, die bald den ersten Waldkindergarten gründete.

Parallel dazu gab es auch in Deutschland in der Nachkriegszeit aus der Raumnot geborene sogenannte „Spazierkindergärten“, aus denen aber keine Waldkindergärten hervor gingen. 1968 wurde in Wiesbaden der erste deutsche Waldkindergarten gegründet, der sich ganz aus Elternbeiträgen finanzierte und erst in den 80ern seine offizielle Betriebserlaubnis erhielt. Er blieb allerdings ein Einzelfall und es entstanden daraus keine weiteren Initiativen.

Der Durchbruch für Waldkindergärten kam in Deutschland Anfang der 90erJahre, als Erzieherinnen auf das dänische Modell aufmerksam wurden, dort hospitierten und begannen, die Idee im eigenen Land umzusetzen.

Heute

existieren in Deutschland ca. 2000 (!) Wald- und Naturkindergärten – viele sind im Wald beheimatet, manche auf Inseln, auf Bauernhöfen oder in Stadtgärten. In Halle (Saale) gibt es bereits seit 1999 einen Waldkindergarten in der Dölauer Heide. Mit unserem Naturkindergarten wollen wir ein weiteres Angebot dieser Art schaffen, weil wir finden, dass ein Waldkindergarten für so eine große Stadt wie Halle nicht ausreicht.

Weltweit gibt es viele weitere Waldkindergärten in Schweden, Japan, Korea und anderen Ländern. Mittlerweile in über 20 Nationen auf 4 Erdteilen.